Das neue Jahr ist noch jung. Deswegen fühle ich mich noch nicht verspätet, um über mein HipHop Highlight des vergangenen Jahres zu berichten. Wie oft bin ich Anfang letzten Jahres in meinen unermüdlichen Streifzügen durch das WorlWideWeb auf diese komischen Initialien OFWGKTA gestolpert und einfach dran vorbeigezogen. Wahrscheinlich war mir bei tausenden Nachrichten-und Blogheadlines der Name einfach nicht eingängig genug. Nach dem x-ten Mal konnte ich mich aber nicht mehr dagegen wehren und habe zum Glück die Tumblr-Seite der Crew geöffnet, die ich seitdem genauestens verfolge.
OFWGKTA steht für „Odd Future Wolf Gang Kill Them All“ und ist ein Künstlerkollektiv aus L.A. bestehend aus Tyler the Creator, Hodgy Beats, Earl Sweatshirt, Domo Genesis, Mike G, Frank Ocean, Left Brain, The Super 3, Syd tha Kyd, Jasper Loc, und Taco Bennett, deren Alter von 16-23 reicht. Über ihre Tumblr-Seite veröffentlichen sie alle ihre Alben for free, kündigen Shows an, posten kleine Viral-Videos und grafische Arbeiten. Mittlerweile werden sie kultartig gefeiert und sind mit „Das Rascist“ das große Ding im Netz.
Tyler the creator – Bastard (Song Video Teaser)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=aW2lDWAIcwc[/youtube]
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Die Rohheit ihrer „We don’t give a fuck“-Mentalität, ihr DIY-Verständnis, ihre Verachtung der großen HipHop Blogs in Amerika, die rumpeligen, mal sample-mal synthieproduzierten Beats und vor allem die Möglichkeit des Blickes in die Köpfe von jungen suchenden Adoleszenten/Erwachsenen in einer unübersichtlich, feindlich empfunden Ellenbogengesellschaft, in der sich der Leistungsgedanke und die damit verbundene Ent-Solidarisierung in jede Ritze der Gesellschaft wie eine Metastase festgesetzt hat, hat mich aufhorchen lassen. Die Texte sind zum Teil verstörend, manchmal verwirrte sexuell lyrische Gewaltfantasien wie aus Serienmörderfilmen.
Aber auf der anderen Seite auch das emanzipative Wortergreifen von gesellschaftlich Ungefragten, die Dinge sagen, die wir nicht hören wollen in einer Welt, in der sie sich nicht ausgesucht haben zu leben. Das ganze hat fiese Ecken und Kanten. Und Herz. Frag mich nicht welches. Düster. Nihilistisch. Manchmal abstoßend, trotzdem hinhörend. Ein lyrischer Schleifstein, ein brutales Bonbon, welches dir im Hals stecken bleibt, aber eine Erfahrung. Und irgendwie Verunsicherung in der eigenen comfort zone. Fragen werden aufgeworfen.
Der Eingangssong des Tyler the Creator Albums „Bastard“ habe ich bestimmt schon 30 mal gehört und er versetzt mir immer noch einen Schauer. Tyler wird darin zum Schulpsychologen gerufen und berichtet innerhalb des Songs über eindringliche Pianoklänge über sein Leben.
Diese düstere Litanei endet so:
„Hopefully they see the talent I carry just like Jimmy
Losers can never win me, you can never offend me
My golden life is a Grammy, hopefully momma will attend the
Ceremony with all my homies, I’m suicidal
This my Zombie Circus, I hope the majors heard this
Fuck a deal, I just want my father’s email
So I can tell him how much I fucking hate him in detail“
…nuff said…
Tyler the Creator – „Bastard“ (Full Song)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=PFTLouiUFjI[/youtube]
Earl Sweatshirt – EARL (Video)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=78_loMbmKJ8[/youtube]
MellowHype – Loco
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=JRnH6ZsIeKk[/youtube]