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Die meisten meiner Nachbarn kenne ich schon seit Jahren. Wir grüßen uns und Bei gelegentlichen Treffen auf der Straße halte ich gern mal einen kurzen Plausch, viel mehr Kontakt hatten wir bis dato nicht.

Nebenan lebt Marie. Niemals würde ich sie nach ihrem Alter fragen, ich schätze sie auf etwa 80.

Sie ist nicht mehr allzu gut zu Fuß, aber immer fröhlich und hat stets ein Lächeln. Für jeden. Vom Balkon ihrer Wohnung im dritten Stock kann sie mir auf die Terrasse schauen und winkt gelegentlich runter.

Neulich traf ich sie auf dem Rückweg vom Einkauf und während ich ihr die Taschen nach oben trug, gestand sie mir, dass sie meine Terrasse sehr mag. Die grüne Oase rankt so schön. Sie findet nur die Auswahl der Pflanzen etwas zu modern. Japanischer Ahorn und Oleander sind nicht ihre Tasse Tee.

Ein paar Tage später trafen wir uns zu nachbarschaftlichem Kaffee und Kuchen.
Filterkaffee richtig stark. Nach der ersten Tasse ihres Turbo-Kaffees wähle ich schon mal „1 – 1“ auf dem Handy, jederzeit bereit für die „0“, falls ich einen Herzkasper kriege. Um Marie muss ich keine Sorgen machen, die blüht gerade auf. Koffein und Aufregung bringen den Kreislauf in Schwung, die Wangen zum Glühen, die Augen glänzen.

Marie erzählt von ihrem verstorbenen Mann und dem gemeinsamen Schrebergarten. Erzählungen aus einem langen und erfüllten Leben. Von einem geliebten Menschen und ihrer eigenen grünen Oase inmitten der Großstadt. Unser gemeinsamer Nenner ist gefunden.

Ich höre ihr gern zu, sie kann gut erzählen. Wir lachen gemeinsam, sie verdrückt die ein oder andere Träne beim Schwelgen in Erinnerungen . Die Fotos auf der Anrichte erinnern an den Ehemann, die Primeln auf dem Balkon sind ihre Hommage an den Garten.

Nach einer guten Stunde ist es Zeit zu gehen. Ungeahnt kräftig werde ich zur großen Umarmung konsultiert. Ihre grauen Locken kitzeln ein bisschen in der Nase.

Wiederum ein paar Tage danach ruft sie vom Balkon, ich soll mal eben raufkommen, sie hat eine Überraschung für mich. Sie erwartet mich an der Tür, im Arm drei Primeln. Lila, Gelb, Orange und Marie lachen mich an. Wie süß ist das denn?! Ein paar Tipps vom Profi Marie gibt’s auch.

Ich nehme nicht nur die Blumen mit, auch die Gewissheit, dass wir mehr gemeinsam haben, als ich für möglich gehalten habe. Eine Lektion in Empathie und Verständnis für ein ganz andere Generation. Das gilt für uns beide. Eine schöne Erkenntnis und ein viel verbundeneres Miteinander als noch vor ein paar Wochen.

Die Primeln kriegen einen Ehrenplatz, sodass Marie sie vom Balkon aus sehen kann und demnächst bekommt sie von mir einen Ableger meiner Monstera. Für ihre Fensterbank im Wohnzimmer, die durchaus etwas grün und einen Hauch Modernität vertragen kann. Marie wird sie mögen, da bin ich sicher.

Die gemeinsame Leidenschaft für’s Gärtnern hat aus einer flüchtigen Bekanntschaft eine aufkeimende Freundschaft werden lassen. Wir tauschen uns regelmäßig aus und demnächst kommt sie zu mir auf die Terrasse. Ich freue mich schon jetzt, ihr die Pflanzen zu zeigen.

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Den kompletten Clip des Kennenlernens von Foodcontent-Creatorin Sissi und Gourmetkoch Walter, sowie andere sehr spannende Generationsübergreifende Paarungen, seht Ihr drüben bei Milka.

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Milka.